Wieso “Vo da.”?
Betroffene von Diskriminierung und Rassismus in der Schweiz sind sehr divers. Jedoch werden sie fast alle immer wieder auf ihre vermeintlich “nicht-schweizerischen”, “fremden” Namen und/oder Aussehen angesprochen oder sogar darauf reduziert, was sehr verletzend und würdelos sein kann.
Als kleinster gemeinsamer Nenner und somit grösste verbindende Gemeinsamkeit identifizierten wir die wiederkehrende Konfrontation mit der Frage “Vo wo chunsch du?” – in der Regel gefolgt von: “Nei, ich meine, vo wo chunsch du würkli?”.
Wenn auch wohl meist keine böse Absicht dahinter steckt, wird von den Fragesteller*innen damit suggeriert “Du bist nicht von hier” oder “Du gehörst eigentlich nicht hierher”. Der befragten Person wird dadurch klar gemacht, dass ihre Zugehörigkeit zur Schweiz angezweifelt oder gar für ausgeschlossen gehalten wird.
Dieser Unterscheidung und Einteilung von Menschen liegen stereotypisierte und klischeebeladene Denkmuster und Weltanschauungen zugrunde, die bestimmte Vorurteile gegenüber bestimmten Menschen weiter aufrechterhalten.
Dies wiederum führt dazu, dass viele Betroffene sich andauernd für ein nicht gewähltes, natürliches Attribut ihrer selbst rechtfertigen müssen und oftmals unter einem durch negative Vorurteile befeuerten, haltlosen Generalverdacht stehen. Aus solchen Pauschalisierungen ergeben sich etwa Ungleichbehandlung und Benachteiligung. In ihren Ausprägungen äussert sich dies in bewusster oder unbewusster Ausgrenzung, Beleidigung, Abwertung, Hass, Drohung, Einschüchterung, sowie verbaler oder physischer Gewalt.
Mithilfe von verschiedenen Projekten und Aktionen wollen wir auf die mit Diskriminierung und Rassismus verbundene Problematik hinweisen, das öffentliche Bewusstsein gezielt und anhaltend sensibilisieren und dadurch zu einer Abnahme von diskriminierenden und rassistischen Vorfällen in der Schweiz beitragen.
Wir arbeiten dafür, dass eines Tages nicht mehr infrage gestellt wird, dass alle Menschen ohne Wenn und Aber von hier – also vo da – sein können und niemand mehr Diskriminierung und Rassismus erleben muss.
#MIRSINDVODA
Erläuterung zur Begrifflichkeit:
Die Intention der gewählten Gestaltung unserer Projekte, sowie der bewusst verwendeten Semantik, ist es keinesfalls, die unterschiedlichen Herkunftsgefühle der heutigen Bewohner*innen der Schweiz und die Zugehörigkeiten ihrer Verwandten/Vorfahren, geprägt durch die gewichtige Migrationsgeschichte, nicht gebührend zu respektieren oder gar zu ignorieren. Es schliesst sich unserer Meinung nach nicht aus, gefühlt “von hier” und auch “von dort” zu sein. Das Recht auf Entwicklung und Interpretieren, wie auch, wann immer gewünscht, auf Verändern des persönlichen Herkunfts-, Heimat- und Zugehörigkeitsgefühls obliegt jedem Individuum selbst. Der Ausprägungen der verschiedenen Identitäten der Menschen können, analog zur unlimitierten Vielfältigkeit der Natur, keine Grenzen gesetzt werden.