Keine Antworten von der Migros

Gerne würde wir euch an dieser Stelle die Antworten der Migros auf unsere Fragen zu dem vor drei Monaten erschienenen Migros-Magazin-Special «From Balkan with Love» (zu unserem Artikel dazu) präsentieren. Allerdings wurde keine einzige davon beantwortet.

Die Migros ignorierte unsere Anfrage auch im 3. Anlauf (via Pressestelle) sowie unser Angebot für ein persönliches Gespräch. Dies, obwohl der Erhalt von unserem ersten Schreiben schriftlich bestätigt wurde und uns damals noch eine Rückmeldung «schnellstmöglich» in Aussicht gestellt wurde.

In einem Kommentar auf Social Media hatte die Migros im Juni erwähnt: “Wir haben das intern auch schon selbstkritisch angeschaut und werden unsere Lehren daraus ziehen.”. In ihrem eigenen Verhaltenskodex schreibt sie: “Wenn wir mit unangenehmen Fragen konfrontiert werden, weichen wir diesen nicht aus.”. Ob Ersteres geschehen ist, lässt sich von aussen nicht abschliessend beurteilen, dass Letzteres hier definitiv der Fall war, allerdings schon.

Die Social-Media-Managerin brachte den User*innen gegenüber ausserdem klar zum Ausdruck, dass sie nicht die richtige Ansprechperson in dieser Angelegenheit ist. Sie schrieb in einem Kommentar: „Was dazu geführt hat, dass es so raus ging, dazu kann ich dir an dieser Stelle nicht wirklich viel sagen, weil ich zu weit weg bin von diesem Prozess rund um die Erstellung des Magazins.». Leider wurde die wichtige Chance, dass ein*e Verantwortungsträger*in zu den veröffentlichten rassistisch diskriminierenden Inhalten Stellung nimmt, verpasst.

Wir schliessen diesen Fall ab, weil eine Auseinandersetzung mit Rassismus abgelehnt bzw. ignoriert wird und möchten deshalb an dieser Stelle festhalten:

Rassismus lässt sich nicht einfach «wegignorieren». Rassismus lässt sich auch nicht allein auf offensichtliche Formen oder bewusst diskriminierendes Verhalten reduzieren. Die Intention ist nachrangig hinter der Wirkung und den Folgen, welche er hinterlässt.

(Migros: «Wir hatten da bestimmt gute Absichten, das Endresultat ist aber nicht gut gelungen.»)

Die schmerzvollen Verletzungen der Betroffenen durch die Diskriminierung sind geschehen. Eine Anerkennung dieser ist das Mindeste. Nur eine Auseinandersetzung mit Rassismus öffnet jedoch die Tür für eine mögliche Veränderung, die wiederum sicherstellen kann, dass ein ähnlicher Wiederholungsfall in Zukunft vermieden wird.

Wir können nur darüber mutmassen, ob eine solche Auseinandersetzung mit der Thematik bei der Migros intern stattgefunden hat. Eine öffentliche Stellungnahme der Verantwortungsträger*innen hätte uns und der gesamten Community auf jeden Fall geholfen zu verstehen, ob dies tatsächlich passiert ist oder nicht… So bleiben wir jedoch ohne Antworten auf unseren offenen Fragen sitzen.

Aber: Keine Antwort ist irgendwie ja auch eine Antwort.

In unserem Artikel «Stimme Vo da. zum Migros Magazin» hatten fünf direkt betroffene Menschen im Umfeld unseres Kollektivs das Verhalten der Migros bereits im Juli kommentiert.